Darmgesundheit in der Schmerztherapie

Was hat der Darm mit Schmerzen zu tun?

Als Schmerztherapeuten fällt der Bereich Darm nicht primär in unser Fachgebiet. Erste Anlaufstelle bei Magen-Darm-Beschwerden ist selbstverständlich der Hausarzt bzw. der Gastroenterologe. Dennoch spielt der Darm eine zentrale Rolle für die Gesundheit und somit auch für die Schmerztherapie. Erkrankungen des Magen-Darm-Systems können direkt oder indirekt Schmerzen verursachen oder sich auf den Therapie-Erfolg auswirken.

Zudem haben viele Schmerzmedikamente Nebenwirkungen, die den Magen-Darm-Trakt belasten, wie Übelkeit, Verstopfung oder Schleimhautschäden. Diese Wechselwirkungen müssen bei der Auswahl geeigneter Therapien berücksichtigt werden.

Ein gesunder Darm ist nicht nur für die Verdauung entscheidend, sondern auch für das Immunsystem und das allgemeine Wohlbefinden. Eine ausgewogene Darmflora stärkt die Abwehrkräfte, steigert die körperliche Leistungsfähigkeit und fördert das psychische Gleichgewicht. Ein funktionierender Darm verbessert zudem die Nährstoffaufnahme und unterstützt den Körper mit Energie und Mikronährstoffen. Ein gesunder Darm gilt daher auch in der Schmerztherapie als eine zentrale Säule bei der Prävention und der Behandlung von komplexen Schmerzerkrankungen.

Darmsanierung als Therapie in der Schmerzmedizin

Im Schmerzzentrum Wiesbaden bieten wir daher im Rahmen der Schmertherapie auch eine Darmsanierung an, wenn die Vermutung nahe liegt, dass Ihre Schmerzen und Beschwerden auch mit dem Magen-Darm-Trakt zusammenhängen könnten.

Es ist wichtig, dass bestehende Beschwerden zuvor von einem Gastroenterologen abgeklärt wurden, weshalb wir im Zweifelsfall eine Überweisung zur weiteren Diagnostik veranlassen. Diese kann Untersuchungen wie Ultraschall der Bauchorgane, Blut- oder Stuhltests, Atemtests, sowie Magen- oder Darmspiegelungen oder andere bildgebende Verfahren umfassen.

Die Darmflora

Der Verdauungstrakt übernimmt essenzielle Aufgaben im Stoffaustausch: Er entsorgt Schadstoffe und Stoffwechselendprodukte über die Gallenflüssigkeit und nimmt lebenswichtige Nährstoffe wie Zucker, Aminosäuren, Fette, Mineralien und Vitamine über die Darmschleimhaut auf. Mit einer enormen Oberfläche von 400 bis 600 m² ist der Magen-Darm-Trakt bestens dafür ausgestattet.

Die Darmschleimhaut ist dicht mit verschiedenen Bakterienarten besiedelt, die eine Abwehrbarriere gegen Krankheitserreger und Giftstoffe bilden. Sie produzieren Nährstoffe und helfen bei der Aufspaltung von Nahrung. Dieses fein abgestimmte Ökosystem ist essenziell für eine funktionierende Verdauung und ein starkes Immunsystem.

Der Verdauungstrakt übernimmt essenzielle Aufgaben im Stoffaustausch: Er entsorgt Schadstoffe und Stoffwechselendprodukte über die Gallenflüssigkeit und nimmt lebenswichtige Nährstoffe wie Zucker, Aminosäuren, Fette, Mineralien und Vitamine über die Darmschleimhaut auf. Mit einer enormen Oberfläche von 400 bis 600 m² ist der Magen-Darm-Trakt bestens dafür ausgestattet.

Die Darmschleimhaut ist dicht mit verschiedenen Bakterienarten besiedelt, die eine Abwehrbarriere gegen Krankheitserreger und Giftstoffe bilden. Sie produzieren Nährstoffe und helfen bei der Aufspaltung von Nahrung. Dieses fein abgestimmte Ökosystem ist essenziell für eine funktionierende Verdauung und ein starkes Immunsystem.

Auswirkungen einer gestörten Darmflora

Antibiotika, chronische Fehlernährung, Stress, Medikamente oder Schadstoffe können die Darmflora empfindlich stören. Dies kann zu einer Überwucherung mit schädlichen Bakterien oder Pilzen führen, die Verdauung beeinträchtigen und Beschwerden wie Blähbauch, Durchfall oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten auslösen. Langfristig drohen Mangelzustände, Erschöpfung und eine erhöhte Entzündungsneigung. Eine unausgewogene Darmflora kann außerdem die Abwehrkräfte schwächen, Entzündungen fördern und chronische Schmerzen begünstigen. 


Einfluss von Schmerzmitteln auf den Magen-Darm-Trakt und die Darmflora

Verschiedene Schmerzmittel können den Magen-Darm-Trakt erheblich belasten:

  • NSAR (z. B. Ibuprofen, Aspirin): Diese Medikamente können Schleimhautreizungen oder Blutungen im Verdauungstrakt verursachen. Säureblocker, die oft begleitend verschrieben werden, senken zwar das Risiko für Magengeschwüre, beeinflussen jedoch den pH-Wert und die Aufnahme von Mikronährstoffen negativ.
  • Kortison und Rheumamedikamente: Sie schwächen das Immunsystem, was die Ausbreitung von Pilzen und ungünstigen Darmbakterien fördern kann.
  • Opioide: Diese Schmerzmittel verlangsamen die Darmbewegung, was zu Verstopfung, Appetitlosigkeit und Übelkeit führt.
  • Koanalgetika (z. B. Antidepressiva, Antiepileptika): Häufige Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit und Verdauungsprobleme wie Verstopfung.


Weitere Auswirkungen

Einige Schmerzmittel hemmen das Enzym Diaminoxidase, das für den Histaminabbau im Darm zuständig ist, und beeinflussen dadurch die Verdauung. Chronischer Schmerz und die damit verbundenen Stresshormone verschlechtern zusätzlich die Durchblutung, verringern die Enzymproduktion und schwächen die natürliche Darmbewegung.

Wenn Schmerzmittel ihre Wirkung verlieren oder die Dosis erhöht werden muss, könnte eine beeinträchtigte Aufnahme im Magen-Darm-Trakt die Ursache sein. Die Berücksichtigung dieser Zusammenhänge ist entscheidend für eine effektive Schmerztherapie.

Chronische Schmerzen und Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

Chronische Schmerzen stehen häufig im Zusammenhang mit verschiedenen Magen-Darm-Erkrankungen, die vielfältige Symptome und Komplikationen mit sich bringen können:

  • Fäulnisdysbiose: Ein Ungleichgewicht in der Darmflora fördert Fäulniskeime und schädliche Stoffwechselprodukte wie Ammoniak und Histamin. Folgen sind Entzündungen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Migräne und Konzentrationsprobleme. Eine genaue Diagnose erfolgt über Stuhluntersuchungen, da der Befund einer Darmspiegelung hierbei auch unauffällig sein kann.
  • Fruktoseintoleranz: Hierbei handelt es sich um die begrenzte Aufnahmefähigkeit von Fruktose (Fruchtzucker, auch im normalen Haushaltszucker enthalten) im Darmbereich. Es kommt zu Blähungen, Durchfällen und Tryptophanmangel, was Depressionen und Schlafstörungen begünstigt. Diagnostiziert wird sie per Atemtest.
  • Laktoseintoleranz: Der Abbau von Milchzucker ist gestört, was Blähungen und Bauchkrämpfe verursacht. Auch diese Intoleranz wird mittels Atemtest festgestellt.
  • Glutenunverträglichkeit (Zöliakie): Diese chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung schädigt die Darmschleimhaut und verursacht vielfältige Symptome, darunter Migräne, Erschöpfung und Mikronährstoffmängel sowie Muskelschwäche und periphere Neuropathien. Sie wird durch Gewebeproben des Dünndarms im Rahmen einer Magen-Darm-Spiegelung diagnostiziert. Nicht selten leiden Zöliakie-Patienten zusätzlich an weiteren Autoimmunerkrankungen wie Diabetes Typ I oder Hashimoto-Thyreoiditis.
  • Histaminintoleranz: Erhöhte Histaminspiegel können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, von denen einige mit dem Magen-Darm-Trakt zusammenhängen. Dazu gehören eine histaminreiche Ernährung, ein Überschuss histaminproduzierender Darmbakterien, ein angeborener oder erworbener Mangel des Enzyms DAO (Diaminoxidase) sowie Nahrungsmittelallergien. Auch die Einnahme bestimmter Schmerzmittel kann die DAO-Aktivität hemmen und dadurch den Histaminspiegel erhöhen. Typische Schmerzerkrankungen, die mit einer gestörten Histaminregulation in Verbindung stehen, sind Migräne, Kopfschmerzen, Fibromyalgie und entzündlich-rheumatische Erkrankungen, da Histamin eine wichtige Rolle als Entzündungsmediator spielt.
  • Leaky Gut: Das sogenannte Leaky-Gut-Syndrom (durchlässiger Darm) beschreibt eine Barrierestörung der Dünndarmschleimhaut, bei der Bakterien, Toxine und unverdaute Nahrungsbestandteile in den Blutkreislauf gelangen können. Dies kann Entzündungen und Immunreaktionen auslösen. Zahlreiche Studien beschäftigen sich bereits mit diesem Phänomen und beschreiben Zusammenhänge mit Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen, rheumatoider Arthritis, Migräne, Multipler Sklerose und Depressionen. Mögliche Auslöser eines Leaky-Gut-Syndroms sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen, bakterielle Fehlbesiedlungen, Medikamente, Alkoholkonsum, Stress oder bestimmte Nahrungsmittel. Dieses bislang wenig bekannte Syndrom steht zunehmend im Fokus der Forschung, da es vielfältige gesundheitliche Auswirkungen haben kann.
  • Reaktive Arthritis: Bestimmte Erreger von Magen-Darm-Infektionen, wie Salmonellen, Yersinien, Shigellen oder Campylobacter jejuni, können durch immunologische Kreuzreaktionen akute Gelenkentzündungen auslösen. In einigen Fällen können diese Entzündungen chronisch verlaufen.
  • Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Diese chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gehen sehr häufig mit rheumatischen Symptomen wie Gelenkschmerzen und -entzündungen sowie entzündliche Wirbelsäulenveränderungen einher. Chronische Rückenschmerzen werden von bis zu 30 % der betroffenen Patienten beschrieben.

Warum das Schmerzzentrum Wiesbaden?

​Chronische Schmerzen sind mehr als nur körperliche Symptome – sie beeinflussen das gesamte Leben. Im Schmerzzentrum Wiesbaden setzen wir daher auf ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept, das medizinische und therapeutische Ansätze mit psychosozialen Aspekten kombiniert. Auch ein gesunder Darm spielt dabei eine zentrale Rolle, sowohl bei der Prävention als auch bei der Behandlung komplexer Schmerzerkrankungen.

Wenn der Verdacht besteht, dass Ihre Schmerzen mit dem Magen-Darm-Trakt in Verbindung stehen könnten, bieten wir im Rahmen unserer Schmerztherapie auch eine gezielte Darmsanierung an. Wir sind für Sie da – in Wiesbaden, Mainz, dem Rheingau und dem gesamten Rhein-Main-Gebiet.