Phantomschmerzen
Allgemeiner Überblick
Was sind Phantomschmerzen?
Phantomschmerzen sind Schmerzen, die in einem Körperteil wahrgenommen werden, der nicht mehr vorhanden ist – meist infolge einer Amputation. Diese Schmerzen unterscheiden sich von Stumpfschmerzen, die im verbleibenden Körperteil auftreten und eine konkrete physische Ursache haben. Betroffene beschreiben Phantomschmerzen häufig als schneidend, brennend, stechend oder krampfartig. Sie treten unabhängig von äußeren Reizen auf und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Häufigkeit und Ursachen
Phantomschmerzen betreffen etwa 50–80 % der Menschen nach einer Amputation. Sie entstehen durch komplexe Wechselwirkungen im Nervensystem:
- Periphere Ursachen: Überaktivität der Nervenenden am Amputationsstumpf (z. B. Neurombildung).
- Spinale Ursachen: Verlust von Nervenreizen („Deafferentiation“) führt zu Übererregbarkeit im Rückenmark.
- Zentrale Ursachen: Veränderungen im Gehirn, insbesondere im sensomotorischen Kortex, wo das amputierte Körperteil weiterhin repräsentiert wird. Auch ein „Schmerzgedächtnis“ kann Schmerzen speichern, die vor der Amputation auftraten.
- Psychologische Faktoren: Stress, Depressionen oder Traumata können die Schmerzempfindung verstärken.
Phantomschmerzen treten häufiger bei Amputationen der oberen Extremitäten auf (bis zu 82 %) als bei den unteren Extremitäten (ca. 54–60 %). Kleinere Amputationen wie an Fingern oder Zehen können ebenfalls Phantomschmerzen auslösen, jedoch seltener und weniger intensiv dokumentiert. Die genaue Häufigkeit hängt zudem von individuellen Faktoren wie Schmerzvorgeschichte und dem Zeitpunkt des Therapiebeginns ab.
Zusammenhänge und Einflussfaktoren bei Phantomschmerzen
- Die Häufigkeit von Phantomschmerzen steigt tendenziell, je näher die Amputation am Rumpf durchgeführt wurde (zentrale Lokalisation)
- Patienten mit starken Schmerzen vor der Amputation haben ein höheres Risiko für Phantomschmerzen, da das Schmerzgedächtnis eine Rolle spielt.
- Der Umfang des amputierten Körperteils beeinflusst ebenfalls die Häufigkeit und Intensität der Schmerzen – größere Amputationen sind oft mit einem höheren Risiko verbunden.
Sind Phantomschmerzen heilbar?
Phantomschmerzen sind oft schwer vollständig zu heilen. Jede Prognose ist individuell und hängt von der Schwere der Phantomschmerzen sowie der rechtzeitigen und gezielten Therapie ab – ein frühzeitiger Behandlungsbeginn ist häufig entscheidend. Eine gute Prothesenversorgung und die Kombination aus medikamentöser, physikalischer und psychologischer Therapie können die Lebensqualität deutlich verbessern.
Ihre Experten und Ansprechpartner
im Schmerzzentrum Wiesbaden
Symptome und Anzeichen von Phantomschmerzen
Woran erkennt man Phantomschmerzen?
Betroffene beschreiben Phantomschmerzen als:
- Brennen, Stechen, Krämpfe oder Schneiden.
- Empfindungen wie Kribbeln, Jucken oder Bewegung im amputierten Körperteil.
- Schmerzen, die durch Berührungen an anderen Körperstellen ausgelöst werden (z. B. am Stumpf).
- Wahrnehmung, dass das fehlende Glied noch vorhanden ist, inkl. Empfindungen wie Kribbeln, Jucken oder Bewegung.
Wann treten Phantomschmerzen auf?
Die Schmerzen können unmittelbar nach der Amputation auftreten oder sich erst Monate bis Jahre später entwickeln.
Erkennen Sie sich in diesen Symptomen wieder? Haben Sie den Verdacht, unter Phantomschmerzen zu leiden?
Sie sind nicht allein – gemeinsam finden wir Wege, Ihnen zu helfen.
Diagnose von Phantomschmerzen
Wie werden Phantomschmerzen diagnostiziert?
Die Diagnose basiert auf den Schilderungen der Patienten. Wichtige Schritte:
- Differenzierung: Ausschluss anderer Schmerzarten wie Stumpfschmerzen.
- Anamnese: Erfassung von Schmerzcharakteristik, Intensität und Auslösern.
- Zusatzuntersuchungen: Bildgebende Verfahren zur Abklärung von Neuromen oder Durchblutungsstörungen.
An wen wende ich mich bei Phantomschmerzen?
Die Behandlung von Phantomschmerzen erfordert spezialisierte medizinische Betreuung. Spezialisten für chronische Schmerzen (Schmerztherapeuten) sind die erste Anlaufstelle.
Wenden Sie sich an uns als Schmerzspezialisten in Wiesbaden und Umgebung. Gemeinsam entwickeln wir – insbesondere Dr. Kai-Uwe Kern, ein Experte mit über 30 Jahren Erfahrung in der Schmerztherapie und spezialisiert auf Phantomschmerzen – multidisziplinäre Therapiepläne, die medikamentöse, physikalische und psychologische Ansätze kombinieren.
In seinem Buch „Mit einem Bein bereits im Himmel: Phantomwahrnehmungen“ beschreibt er anschaulich, wie die verschiedenen Mechanismen zusammenspielen und wie wichtig eine gezielte Therapie ist.
Da Phantomschmerzen durch Veränderungen im Nervensystem entstehen, können Neurologen bei der Diagnose und Behandlung helfen. Auch spezialisierte Kliniken für Schmerzmedizin bieten multimodale Therapien an, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind. Wir beraten Sie individuell und begleiten Sie auf Ihrem Weg.
Therapie und Behandlungen bei Phantomschmerzen
Wie werden Phantomschmerzen behandelt?
Die Behandlung von Phantomschmerzen ist oft komplex und erfordert einen multidisziplinären Ansatz:
Medikamentöse Therapie:
-
- Opioide: Bei starken Schmerzen.
- Antidepressiva: Wirksam bei neuropathischen Schmerzen.
- Antiepileptika: Reduktion von Nervenübererregbarkeit.
- Lokalanästhetika: Zur Schmerzlinderung direkt am Stumpf.
Physikalische und psychologische Therapie:
-
- Spiegeltherapie: Bewegung der gesunden Gliedmaße vor einem Spiegel täuscht Bewegungen des Phantomglieds vor und reduziert Schmerzen.
- Myoelektrische Prothese: Aktivierung des Gehirns durch sensorische Rückmeldung.
- Visualisierungen: Gedankliche Übungen zur Bewegung des Phantomglieds.
- Kognitive Verhaltenstherapie: Unterstützung bei der Schmerzbewältigung.
Innovative Verfahren:
-
- Virtual Reality (VR): Simulation der verlorenen Gliedmaße zur Normalisierung des Körperschemas.
- Neuromodulation: Einsatz von Rückenmark- oder Hirnstimulation bei therapieresistenten Schmerzen.
Ziele der Behandlung von Phantomschmerzen
Da Phantomschmerzen nur schwer heilbar sind, verfolgt die Behandlung eine merkliche Reduktion der Symptome und einen besseren Umgang mit der Situation. Sie zielt darauf ab, die Häufigkeit der Beschwerden zu reduzieren, die Intensität zu verringern und dadurch die Lebensqualität der Betroffenen deutlich zu verbessern.
Begleitung und Unterstützung im Schmerzzentrum Wiesbaden
Unsere Experten im Schmerzzentrum Wiesbaden – insbesondere Dr. Kai-Uwe Kern, ein Experte mit über 30 Jahren Erfahrung in der Schmerztherapie und spezialisiert auf Phantomschmerzen – begleiten Sie mit einem individuellen multidisziplinären Therapieplan, um Ihre Lebensqualität zu verbessern. Wir bieten Ihnen moderne Behandlungsansätze und umfassende Unterstützung.
Unsere Therapiemaßnahmen bei Phantomschmerzen im Schmerzzentrum in Wiesbaden
- Achtsamkeitsbasierte Schmerztherapie
- Biofeedback
- Medikamentöse Therapie
- Schmerzschulung
- Psychologische Unterstützung
- Magnetfeld
- Qi Gong
- Akupunktur
- TENS
- Procain-Basen-Infusionen
- Lidocain-Infusionen
- Capsaicin-Pflaster (Qutenza®)
Im Schmerzzentrum Wiesbaden sind Sie in besten Händen: Unser engagiertes und erfahrenes Schmerztherapeuten-Team begleitet Sie kompetent und mit Einfühlungsvermögen auf Ihrem Weg zu einer besseren Lebensqualität.
Selbsthilfe und Prävention
Was kann man selbst bei Phantomschmerzen tun?
Regelmäßige Entspannungsübungen wie Meditation oder Atemtechniken können helfen, Stress abzubauen und die Schmerzempfindung zu verringern. Selbständige Wärmeanwendungen am Stumpf fördern die Durchblutung und lindern Beschwerden. Die Nutzung moderner Prothesen mit sensorischer Rückmeldung kann das Gehirn positiv stimulieren.
Wie kann man Phantomschmerzen vorbeugen?
Eine gute Prothesenversorgung sowie frühzeitige Rehabilitation können das Risiko für Phantomschmerzen senken. Auch psychologische Betreuung nach einer Amputation ist hilfreich.
Weitere 5 wichtige Fragen zu Phantomschmerzen
Können Phantomschmerzen auch ohne Amputation auftreten?
Ja, ähnliche Phänomene können bei Querschnittslähmungen oder nach Nervenschädigungen auftreten.
Wie lange dauern Phantomschmerzen?
Die Dauer variiert stark – manche Patienten erleben sie nur kurzzeitig, andere über Jahre hinweg.
Gibt es alternative Heilmethoden?
Akupunktur oder transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) können unterstützend wirken.
Kann Ernährung Einfluss auf Phantomschmerzen haben?
Eine entzündungshemmende Ernährung könnte die Wahrnehmung positiv beeinflussen.
Was tun bei therapieresistenten Schmerzen?
In solchen Fällen können innovative Verfahren wie Neuromodulation oder VR-Therapie helfen.
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