Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (Medication Overuse Headache, MOH)

Allgemeiner Überblick

Was ist medikamenteninduzierter Kopfschmerz?

Ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz (MOH) entsteht durch den übermäßigen Gebrauch von Schmerz- oder Migränemitteln. Wird an mehr als 10 Tagen im Monat auf Schmerzmittel zurückgegriffen, können sich die Kopfschmerzen verschlimmern und im schlimmsten Fall täglich auftreten. Diese Form zählt zu den sekundären Kopfschmerzen, da sie auf eine konkrete Ursache – die falsche Einnahme von Medikamenten – zurückzuführen ist.

MOH entwickelt sich meist schleichend: Betroffene nehmen aus Sorge vor erneuten Schmerzen regelmäßig Schmerzmittel, wodurch sich der Kopfschmerz dann aber verstärkt und chronifiziert.
Viele Schmerzmittel wie Analgetika, Triptane oder Kombinationspräparate sind rezeptfrei erhältlich, wodurch Patienten oft nicht wissen, dass diese Medikamente schädlich sein können. Zudem gibt es bekannte Risikofaktoren für MOH die ebenfalls zum Auftreten von MOH beitragen, beispielweisen eine vorbestehende Migräne, weibliches Geschlecht, andere chronische Schmerzerkrankungen und psychische Belastungen wie Stress oder Depressionen​.

Häufigkeit und Ursachen
Medikamenteninduzierter Kopfschmerz kann durch unterschiedliche Medikamente ausgelöst werden. Dabei gibt es zwei Kategorien: Arzneimittel, die bekannt dafür sind, Kopfschmerzen als Nebenwirkung zu verursachen, und solche, die zwar zunächst schmerzlindernd wirken, bei dauerhafter Einnahme jedoch den gegenteiligen Effekt haben und Kopfschmerzen hervorrufen.

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie definieren ihn als Kopfschmerz, der mindestens 15 Tage im Monat auftritt und mit der regelmäßigen Einnahme von Schmerzmitteln verbunden ist – z. B. an 10 oder mehr Tagen pro Monat bei Triptanen, Opioiden oder Kombinationsanalgetika oder an 15 oder mehr Tagen bei nicht-Opioiden Analgetika wie NSAIDs (z. B. Ibuprofen, Paracetamol)​.

Medikamenteninduzierte Kopfschmerzen betreffen etwa 1–2 % der Bevölkerung weltweit, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. MOH tritt besonders häufig bei Menschen auf, die an Migräne oder chronischen Spannungskopfschmerzen leiden.

Ist medikamenteninduzierten Kopfschmerz heilbar?

MOH ist heilbar, wenn die zugrunde liegende Medikamenteneinnahmen durch eine kontrollierte Reduktion oder den Entzug der Medikamente behandelt wird. Ein nachhaltiger Therapieansatz verhindert Rückfälle.

Welche Auswirkungen kann medikamenteninduzierten Kopfschmerz haben?

Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (MOH) hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen. Er führt zu chronischen Schmerzen, die den Erfolg weiterer Therapien deutlich mindern können. Im Alltag und Beruf kommt es häufig zu einem spürbaren Leistungsabfall und einem allgemeinen Verlust der Lebensqualität, was Betroffene zusätzlich belastet und auch psychische Folgen mit sich bringen kann, wie Depressionen oder Angststörungen.

Ihre Experten und Ansprechpartner 
im Schmerzzentrum Wiesbaden

Symptome und Anzeichen von MOH

Woran erkennt man medikamenteninduzierten Kopfschmerz?

Zu den typischen Symptomen bei medikamenteninduziertem Kopfschmerz zählen:

  • Häufige, teils tägliche Kopfschmerzen mit migräneartigen oder Spannungskopfschmerz-Symptomen
  • Abnehmende Wirksamkeit der Schmerzmittel bei gleichzeitiger Häufung der Kopfschmerztage
  • Starker Leidensdruck durch die dauerhafte Einnahme von Schmerzmitteln ohne anhaltende Schmerzlinderung

MOH kann sich durch verschiedene Kopfschmerzarten äußern, abhängig von der Art des vorbestehenden primären Kopfschmerzes. Migräne-Patienten erleben häufig eine Zunahme der Attacken, während bei Spannungskopfschmerz eher chronische, dumpfe Schmerzen auftreten​.

Erkennen Sie sich in diesen Symptomen wieder? Haben Sie den Verdacht, unter medikamenteninduzierten Kopfschmerzen zu leiden?

Sie sind nicht allein – gemeinsam finden wir Wege, Ihnen zu helfen.

Diagnose von MOH

Wie wird medikamenteninduzierter Kopfschmerz diagnostiziert?

Die Verdachtsdiagnose von MOH erfolgt durch eine gründliche Anamnese und eine Analyse des Kopfschmerzkalenders, der auch die Häufigkeit und Art der eingenommenen Schmerzmittel dokumentiert. Nach der Klassifikation der International Headache Society (IHS) wird MOH diagnostiziert, wenn die festgelegten Grenzwerte für die Medikamenteneinnahme überschritten sind und der Patient regelmäßig Schmerzmittel konsumiert​.

Unser Team zertifizierter Kopfschmerz-Experten führt diese Untersuchungen durch und berät Sie zu weiteren Schritten. In einigen Fällen kann eine Bildgebung sinnvoll sein, um andere Ursachen auszuschließen.

An wen wende ich mich bei Verdacht auf medikamenteninduzierten Kopfschmerz?

Bei anhaltenden Kopfschmerzen und insbesondere bei einer Zunahme der Kopfschmerzen trotz Schmerzmittel liegt der Verdacht für MOH nahe. Ihr Hausarzt kann für eine erste Einschätzung Ansprechpartner sein. Für eine spezialisierte Behandlung sollten sich betroffene an zertifizierte Schmerztherapeuten oder Neurologen wenden. Unsere Kopfschmerzexperten im Schmerzzentrum in Wiesbaden stehen Ihnen in allen Phasen von der Diagnose bis zur Behandlung zur Seite.

Therapie und Behandlungen bei MOH

Wie wird medikamenteninduzierter Kopfschmerz behandelt?

Die Behandlung von MOH besteht in der Regel aus drei Phasen:

1. Aufklärung und Medikamentenpause
Eine zentrale Empfehlung ist die Reduzierung oder der kontrollierte Entzug der auslösenden Schmerzmedikamente. Laut Leitlinie reduziert sich bei 50–70 % der Patienten die Kopfschmerzhäufigkeit nach einem solchen Entzug deutlich​. Patienten erhalten eine intensive Aufklärung zur Wechselwirkung zwischen häufigem Medikamentengebrauch und Kopfschmerzen, um das Risiko eines erneuten Übergebrauchs zu minimieren.

2. Prophylaktische medikamentöse Therapie
Falls notwendig, kann während des Entzugs eine prophylaktische Behandlung initiiert werden. In den Leitlinien werden unter anderem Topiramat, OnabotulinumtoxinA und monoklonale Antikörper gegen CGRP als wirksam bei MOH empfohlen. Diese Medikamente senken die Kopfschmerzhäufigkeit nachhaltig und eignen sich für Migräne-Patienten​. Bei Spannungskopschmerzen kann Amitriptyllin sehr effektiv sein.

3. Komplementäre Verfahren und Unterstützung bei Entzugssymptomen
Der Entzugsprozess kann bei Bedarf durch Infusionstherapien und naturheilkundliche Methoden begleitet werden. Für Patienten, die mit Entzugssymptomen zu kämpfen haben, können zusätzliche Medikamente wie trizyklische Antidepressiva oder Antiemetika verschrieben werden​. Auch Infusionen können unterstützend sein.

MOH ist in der Regel gut zu behandeln, wenn Betroffene es schaffen die auslösenden Medikamente abzusetzen. Eine Behandlung ist sowohl ambulant in unserer zertifizierten Kopfschmerzpraxis in Wiesbaden, aber auch stationär nach Einweisung in eine Kopfschmerzklinik möglich.

Ziel der Behandlung von medikamenteninduziertem Kopfschmerz
Das Hauptziel der Therapie ist es, die Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen zu reduzieren, die Lebensqualität zu steigern und langfristig eine Rückkehr zu episodischen Kopfschmerzen zu ermöglichen.

Begleitung und Unterstützung im Schmerzzentrum Wiesbaden

Unsere Kopfschmerzexperten stehen Ihnen in allen Phasen des Entzugs und der langfristigen Therapie zur Seite. Durch kontinuierliche Beratung und Unterstützung bieten wir Ihnen eine individuelle und ganzheitliche Betreuung, damit Sie Ihre Lebensqualität zurückgewinnen können.

Unsere Therapiemaßnahmen bei medikamenteninduzierten Kopfschmerzen im Schmerzzentrum in Wiesbaden

 

Im Schmerzzentrum Wiesbaden sind Sie in besten Händen: Unser engagiertes und erfahrenes Schmerztherapeuten-Team begleitet Sie kompetent und mit Einfühlungsvermögen auf Ihrem Weg zu einer besseren Lebensqualität.

Selbsthilfe und Prävention

Was kann man selbst bei medikamenteninduzierten Kopfschmerzen tun?

Für MOH-Patienten und Personen mit hohem Risiko ist es essenziell, die Einnahme von Schmerzmitteln strikt zu kontrollieren. Hierzu kann ein Kopfschmerzkalender oder Kopfschmerz-App hilfreich sein. Betroffene sollten alternative Schmerzmanagementstrategien wie Entspannungstechniken, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Schlafroutine ausprobieren. Besonders wichtig ist es, auf eine regelmäßige Rücksprache mit einem Arzt zu Medikamenten zu achten und eigenständige Medikamenteneinnahmen auf ein Minimum zu reduzieren.

Wie kann man MOH vorbeugen?

Viele Schmerzmittel wie Analgetika, Triptane oder Kombinationspräparate sind heute rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Vielen Patienten ist jedoch nicht bewusst, dass ein übermäßiger Gebrauch dieser Medikamente schädlich sein kann und sogar zu medikamenteninduziertem Kopfschmerz führen kann.

Um dem vorzubeugen, ist eine umfassende Aufklärung über die Risiken von Schmerzmittelübergebrauch wichtig. Alternativ können nichtmedikamentöse Strategien wie ausreichender Schlaf und Bewegung (z. B. Spazieren oder Yoga) oder Entspannungstechniken helfen, Schmerzen zu lindern und zu vermeiden. Diese Ansätze fördern nicht nur das Wohlbefinden, sondern reduzieren auch die Abhängigkeit von Schmerzmitteln.

 

Weitere 5 wichtige Fragen zur Arthrose

Wie lange dauert ein Medikamentenentzug?
Die Dauer eines Medikamentenentzugs variiert je nach Schweregrad und der verwendeten Medikamente von Person zu Person. Ein rein körperlicher Entzug dauert in der Regel etwa 2 bis 5 Wochen. Allerdings ist der Prozess danach noch nicht abgeschlossen: Betroffene müssen im Anschluss neue Gewohnheiten und Strategien im Umgang mit Schmerzen erlernen und festigen, um Rückfälle dauerhaft zu vermeiden.

Kann ich Schmerzmittel wieder einnehmen?
Unter ärztlicher Kontrolle ist eine gezielte, gelegentliche Einnahme möglich.

Wie erkenne ich MOH frühzeitig?
Ein Kopfschmerztagebuch hilft bei der Überwachung. Das wichtigste Warnsignal kann zunehmender Schmerz bei Einnahme von Schmerzmitteln sein.

Gibt es Alternativen zu Schmerzmitteln?
Ja, Entspannungsverfahren, Physiotherapie und Akupunktur.

Kann MOH wieder auftreten?
Ja, ohne langfristige und präventive Maßnahmen besteht ein Rückfallrisiko.

Ihr Termin im Schmerzzentrum Wiesbaden

Sie sind noch kein Patient bei uns im Schmerzzentrum Wiesbaden, möchten es aber werden?

Noch vor einer ersten Terminvergabe benötigen wir einen ausgefüllten Schmerzfragebogen von Ihnen. Nach der Auswertung dieses Schmerzfragebogens melden wir uns bei Ihnen für eine Terminabsprache. Bitte beachten Sie, dass wir für die Auswertung ein wenig Zeit brauchen – wir bitten daher um etwas Geduld.

Sie sind bereits Patient bei uns und haben ein spezielles Anliegen?

Nutzen Sie gerne unser Kontaktformular und schreiben Sie uns. Wir melden uns daraufhin bei Ihnen.